Die DVWG in Niedersachsen und Bremen
1. Selbstverständnis der DVWG und der BV Niedersachsen-Bremen als neutrales Diskussionsforum für Probleme und Lösungsansätze im Verkehrswesen
„Als Vermittler zwischen Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Verwaltung ist es uns wichtig, mit unseren regionalen Veranstaltungen aktuelle und perspektivische Fragestellungen aufzugreifen und unseren Mitgliedern und allen am Verkehrswesen Interessierten ein neutrales Podium für deren Diskussion zu bieten sowie verkehrsträgerübergreifend neue Anregungen, Erkenntnisse und Wissensstände zu vermitteln.“
Interesse und Spaß am fachlichen und verkehrspolitischen Diskurs sind dabei die Treiber für ein Engagement in der DVWG. Daher greifen regionale Veranstaltungen zwar immer aktuelle Themen auf, sind aber immer auch stark von den fachlichen Interessen und Kompetenzen der Aktiven in der DVWG und deren Netzwerk geprägt. Die DVWG Niedersachsen-Bremen bietet somit interessierten Mitgliedern die Möglichkeit, als DVWG oder in Partnerschaften mit anderen Verbänden und Institutionen, Themen des Verkehrswesens im weiteren Sinne zu entwickeln und in Fachveranstaltungen unterschiedlichen Formats zu behandeln.
Im Vordergrund der Arbeit stehen Fachveranstaltungen und Exkursionen, die sich wechselnden aktuellen Themen widmen. Traditionell werden in unserer Bezirksvereinigung Fragestellungen zu Häfen, Seeverkehr und der zugehörigen Logistik in der Region Bremen-Weser-Ems vergleichsweise häufig aufgegriffen. In den Regionen Hannover und Braunschweig ist (aus der Historie der BV begründet) hingegen ein großes Interesse an Entwicklungen des Schienenverkehrs vorhanden, welches das Veranstaltungsprogramm heute noch prägt. Ergänzt werden diese Schwerpunkte durch Themen des Straßen- und Luftverkehrs sowie der Binnenschifffahrt.
2. Historie der BV „Niedersachsen-Bremen e. V.
Parallel zur Gründung der Bundesrepublik Deutschland im Mai 1949 ist nach intensiven Vorbereitungen in Wiesbaden auf einer ersten Verkehrswissenschaftlichen Tagung nach Kriegsende noch im Mai 1949, verbunden mit einer Gründungsversammlung, die „Deutsche Verkehrswissenschaftliche Gesellschaft e.V.“ gebildet worden, die wie die Vorgängergesellschaft „Wissenschaftlicher Verein für Verkehrswesen“ (WVV) in Berlin regional in Bezirksvereinigungen (BV) gegliedert werden sollte.
BV Bremen
Als 4. Regionalgruppe der DVWG erfolgte die Gründung der BV Bremen am 23.08.1950. Das Einzugsgebiet umfasste Bremen, Bremerhaven, Wilhelmshaven, Emden, Oldenburg und Verden. 2007 wurde dies auf das westliche Niedersachsen erweitert und in BV Weser-Ems umbenannt, um das Einzugsgebiet deutlicher abzugrenzen. Im Gründungsjahr hatte die Bezirksvereinigung 12 Mitglieder. Sie ist bis 1983 auf 76 angewachsen und bis zum 31.12.2010 auf 67 zurückgegangen.
Die Aktivitäten erstreckten sich jährlich auf 4-5 Vortragsveranstaltungen, 3-4 eintägige Exkursionen und jeweils eine mehrtägige Exkursion. 1966 und 2005 wurde die DVWG- Jahrestagung in Bremen ausgerichtet.
BV Niedersachsen
Als 7. Regionalgruppe der DVWG wurde die BV am 5. 3. 1951 in Gegenwart von 50 Teilnehmern gegründet. Das Einzugsgebiet umfasste damals die Städte Hannover, Hameln, Nienburg, Soltau, Uelzen und Braunschweig. Später erweiterte sich der Kreis der Mitglieder auf den gesamten östlichen Teil von Niedersachsen ohne das Hamburger Umland. Nach der Auflösung der BV Ostwestfalen in Bielefeld entschieden sich einige Mitglieder für die Zuordnung nach Hannover.
Am 6. Oktober 1951 wurde die 2. Jahrestagung der DVWG durch die Bezirksvereinigung Niedersachsen in Hannover ausgerichtet. Im Jahre 1989 fand eine weitere Jahrestagung in Hannover statt. Die regionalen Veranstaltungen der BV wurden als Vorträge und Exkursionen (meist eintägig, vereinzelt auch mehrtägig) durchgeführt.
Fusion der Bezirksvereinigungen Niedersachsen und Weser-Ems und deren Verselbständigung als e. V.
Wegen schwieriger gewordener Besetzung von Vorstandspositionen in Bremen und insgesamt kontinuierlich sinkender Mitgliederzahlen wurden 2009 Gespräche über eine mögliche Fusion der beiden BVen gestartet. Als Ergebnis wurde der Zusammenschluss der benachbarten BVen Niedersachsen (mit 139 Mitgliedern) und Weser-Ems (mit 67 Mitgliedern) zur DVWGBezirksvereinigung Niedersachsen-Bremen e. V. (mit 206 Mitgliedern) zum 01.01.2011 beschlossen. Im Rahmen der danach erfolgten bundesweiten Satzungsänderung mit der Möglichkeit zur rechtlichen Verselbständigung von Bezirksvereinigungen als eigener Verein wurde auch die BV Niedersachsen-Bremen am 27.03 2013 als ein selbständiger Verein beim Amtsgericht Hannover eingetragen.
Zum 31.12.2018 hat die BV Niedersachsen-Bremen 164 Mitglieder (146 Einzel- und 18 körperschaftliche Mitglieder), wobei in den letzten beiden Jahren Zu- und Abgänge sich die Waage hielten.
3. Zu den schwerpunktmäßigen Aktivitäten im 21. Jahrhundert
Am 28.09.2001 wurde das 50-jährige Bestehen der DVWG BV Niedersachsen gebührend mit
einem nachmittäglichen Seminar und einem abendlichen Büffet im 14. Stock des Conti-Hochhauses der Universität Hannover gefeiert. In den Vorträgen waren zunächst die Entwicklungen der letzten 50 Jahre sowie die anstehenden Probleme bei den deutschen Eisenbahnen und beim Straßenverkehr Gegenstand. Sodann wurden als Ausblick die möglichen Auswirkungen der Informationsgesellschaft auf die künftige Siedlungsentwicklung mit ihren Konsequenzen für Verkehrsnachfrage und Infrastrukturerfordernisse thematisiert.
Einige dreitägige Exkursionen führten uns zu wichtigen aktuellen Verkehrsprojekten nach Görlitz/Dresden (2005), Berlin (2006) sowie gemeinsam mit der BV Münster nach Nürnberg (2007) und Leipzig (2008).
Ein Highlight war 2014 eine zweitägige Exkursion zu den Wasserstraßenquerungen Nord-Ostsee-Kanal und Fehmarnbelt. In Rendsburg konnte das akute Problem der stark sanierungsbedürftigen Verkehrsinfrastruktur am Beispiel der Eisenbahnhochbrücke und der Rader BAB-Brücke vor Ort erläutert und besichtigt werden. Auf Fehmarn und der Fähre nach Rödby wurden das dänische Tunnelprojekt und die Folgen für das Fährunternehmen sowie die Probleme bei den erforderlichen deutschen Infrastrukturanpassungen vorgestellt.
2017 war die BV Niedersachsen-Bremen erneut Gastgeberin einer DVWG-Jahrestagung. Der Tagungsort Braunschweig und die Nachbarstädte Wolfsburg und Salzgitter ermöglichten ein zum Thema „Klimaziele 2050 – unerreichbar für den Verkehrssektor?“ passendes Rahmenprogramm mit Exkursionen und Besichtigungen großer Firmen der Automobil- und Bahnbranche.
Interessante Einblicke und Informationen aus erster Hand bot 2018 eine zweitägige Exkursion ins Emsland und nach Eemshaven zum Thema Hafen- und Hinterlandlogistik sowie mit Besuch der Meyer-Werft in Papenburg.
In den letzten Jahren hat die BV neben den bisher üblichen ca. 90-minütigen Vortragsveranstaltungen mit einem Referenten und anschließender Diskussion verstärkt halb- bis ganztägige Konferenzen und Dialoge als erfolgreiche neue Veranstaltungsform der BV eingeführt. Deren Teilnehmer reisen aus dem gesamten Bundesgebiet, sogar vereinzelt aus der Schweiz und Österreich an.
Besonders erfreulich ist die dauerhaft sehr große Nachfrage an einer Veranstaltungsreihe zur Mobilität im ländlichen Raum, welche in 2019 zum sechsten Mal in Folge durchgeführt werden wird. Jeweils im November werden in den ganztägigen Seminaren die Rahmenbedingungen und Lösungen für Planung und Umsetzung von Mobilitätsangeboten im ländlichen Raum vorgestellt und diskutiert. Eine hohe Beteiligung von Verwaltung und Politik zeigt das Interesse der Regionen, die die Gestaltung der Erreichbarkeit in der Fläche teilweise intensiv betreiben. So bildet Mobilität eine wesentliche strukturelle Grundlage für das Leben im ländlichen Raum und dessen Entwicklung.
Für eine zweite Veranstaltungsreihe, den „Dialog Schienengüterverkehr“, gelten ähnliche Erfahrungen. So bietet dieser Dialog in einem Flächenland mit einem hohen Anteil nicht bundeseigener Eisenbahnen und Häfen und damit einem hohen Potenzial an Zugangsstellen zum Schienengüterverkehr die Möglichkeit, Lösungsansätze für mehr und bessere Bahntransporte kennenzulernen und zu entwickeln. Dieser Dialog spiegelt damit wie auch die Veranstaltungen zur Mobilität im ländlichen Raum die Rolle der DVWG als Plattform wider, auf der verkehrspolitische und gesellschaftlich wichtige Themen der Mobilität intensiv behandelt werden können.